WBNÖ Landesobmann WKNÖ Präsident Wolfgang Ecker und WBNÖ Direktor Harald Servus diskutierten gemeinsam mit Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler und WKNÖ Fachgruppenobfrau Hotellerie Karin Rosenberger über die aktuellen Herausforderungen in der Branche und Maßnahmen, die die Politik setzen muss, um die Zukunft des Tourismus zu sichern.
Die Tourismusbranche war in den vergangenen Jahren mit großen Herausforderungen konfrontiert. Eine neue WB Insider Ausgabe beleuchtete die aktuelle Situation in der Branche und Maßnahmen, die die Politik setzen muss, um den aktuell positiven Trend zu festigen und die Tourismusbranche wieder zu alter Stärke zurückzuführen.
„Wir blicken auf eine Wintersaison mit knapp 70 Millionen Nächtigungen in Österreich zurück und damit auf eine der drei besten Wintersaisonen, die wir je hatten. Aufgrund aktueller Sommerpotentialstudien sind wir auch für die kommende Sommersaison sehr zuversichtlich“, so Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler. Sollten sich die Umfragen bestätigen, so würden wir heuer schon annähernd wieder die Nächtigungszahlen aus Vor-Corona-Zeiten erreichen. Grundsätzlich stehe aber das Thema Qualität im Tourismus in Österreich im Vordergrund: „Wir setzen weiterhin konsequent auf Qualitätstourismus und müssen unser Angebot auch aus der Perspektive der Nachhaltigkeit weiterentwickeln“, so Kraus-Winkler. Das schließe nicht aus, dass wir quantitative Faktoren und die Wertschöpfung im Tourismus weiter im Auge behalten. Auf die Frage, welche Auswirkungen die Teuerung auf die Tourismusbranche habe, sagt Kraus-Winkler: „Mehr als 70 Prozent unserer Gäste kommen aus dem Ausland und die wichtigsten Herkunftsmärkte sind Deutschland, die Niederlande, Schweiz und unsere Nachbarländer. Der heimische Tourismus bietet hierbei im Vergleich ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bei einer hohen Qualität“, so die Staatssekretärin. Österreich sei daher nach wie vor eine sehr attraktive Urlaubsdestination.
„Unsere Aufgabe ist es, Lösungen für die aktuellen Herausforderungen der Branche, insbesondere den Arbeitskräftemangel und die hohen Energiekosten, umzusetzen und gleichzeitig die Weichen in Richtung Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu stellen“, sagt die Staatssekretärin. Mit der Erhöhung des Saisonnierkontingents um 898 Plätze habe man kürzlich eine Maßnahme gesetzt, damit die Tourismusbranche Arbeitsspitzen während der Saisonen besser abdecken könne. „Auch die Rot-Weiß-Rot-Karte wird von den Unternehmen immer besser angenommen“, so Kraus-Winkler. Weitere Verbesserungen brauche es hierbei noch, etwa im Bereich der Anerkennung von Qualifikationen oder der weiteren Beschleunigung der Prozesse. Zur kürzlichen Diskussion um die Einführung einer veganen Kochlehre sagt Kraus-Winkler: „Es ist wichtig, die Lehre laufend zu modernisieren, insbesondere in den Bereichen Nachhaltigkeit und Digitalisierung“, so Kraus-Winkler. Die vegane Kochlehre sei aktuell vor allem ein Thema, welches zuallererst im Bereich der Sozialpartner mehrheitlich abgestimmt werden muss.
„Die hohen Energiepreise und der Mangel an Mitarbeitern belasten Unternehmen quer über alle Branchen und stellen auch die Tourismusbetriebe vor große Herausforderungen“, so WBNÖ Landesobmann WKNÖ Präsident Wolfgang Ecker. Beim Energiekostenzuschuss 2 und der Energiekostenpauschale müssten daher endlich die Richtlinien auf den Tisch kommen, damit die Betriebe wieder planen können. Angesichts der bereits entstandenen Verzögerungen brauche es außerdem rasch Überbrückungshilfen, um die Liquidität der Unternehmen sicherzustellen. Auf Maßnahmen gegen den Mitarbeitermangel angesprochen sagt Ecker: „Um diese bewältigen zu können, muss an vielen Rädchen gedreht werden. Es braucht unter anderem verstärkt Anreize, über das Regelpensionsalter hinaus zu arbeiten, etwa durch das Wegfallen des Pensionsversicherungsbeitrags bei Erwerbstätigkeit im Regelpensionsalter“, so Ecker. Er fordere außerdem eine Verdoppelung der steuerfreien Überstundenzuschläge und eine merkbare Senkung der Lohnnebenkosten für ältere Arbeitnehmer ab dem 55. Lebensjahr. Auf eine 32-Stunden-Woche angesprochen, wie sie etwa der neue SPÖ-Bundesvorsitzende Andreas Babler fordert, antwortet Ecker: „Das wäre das Aus für viele Betriebe. Wir würden auch unseren Wohlstand nicht halten können, wenn wir alle auf einen Schlag weniger arbeiten. Das geht sich einfach nicht aus“, so Ecker. Angesichts der nach wie vor hohen Inflation mahnt Wolfgang Ecker im Hinblick auf die nächste Herbstlohnrunde vom Sozialpartner Zurückhaltung ein: „Wir schlagen weiterhin eine Kompensation durch Einmalzahlungen vor. Leider hat der Sozialpartner dies zuletzt abgelehnt“, so Ecker. Eine weitere Lohnrunde mit derart hohen Abschlüssen werden sich die Betriebe nicht mehr leisten können, denn für viele sei es unmöglich, diese Kosten an die Kunden weiterzugeben.
„Die Tourismusbranche und insbesondere die Hotellerie sind investitionsintensive Bereiche. Die steigenden Zinsen werden daher für viele Tourismusbetriebe immer mehr zu einer Herausforderung“, sagt die Obfrau der WKNÖ Fachgruppe Hotellerie Karin Rosenberger. Auch im Mitarbeitermangel sieht Rosenberger eine große Herausforderung, die Begründung sei jedoch nicht – wie von Seiten der Gewerkschaften oftmals behauptet – in zu geringen Löhnen zu suchen: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind sehr wichtig für uns und es gibt kaum Betriebe, die nicht deutlich über dem kollektivvertraglichen Mindestgehalt entlohnen“, so Rosenberger. Es braucht viel mehr Anreize, um mehr Menschen in Beschäftigung zu bringen und sie länger im Erwerbsleben zu halten. Die angesprochene 32-Stunden-Woche wiederum würde nicht nur wirtschaftlich nicht leistbar sein, sondern schlicht einen großen Verlust an Arbeitsstunden bedeuten und in der Branche zu mehr Schließtagen führen: „Das kann nicht unser Ziel sein. Wir wollen aufsperren und nicht zusperren“, so Rosenberger.
„Ein positiver Trend im Tourismus ist feststellbar. Wird dieser Trend weiter gefestigt, kann die Branche wieder an das Niveau der Vor-Corona-Zeit anschließen. Es besteht Einigkeit darüber, dass es hierzu Maßnahmen gegen die hohen Energiekosten und den Mitarbeitermangel braucht“, fasst WBNÖ Direktor Harald Servus, der die Diskussionsrunde moderierte, wichtige Aussagen zusammen. Angesichts der hohen Inflation müsse bei den Kollektivvertragsverhandlungen zurückhaltend und verantwortungsbewusst agiert werden, um eine Lohn-Preis-Spirale zu verhindern. „Die Maßnahmen der ökosozialen Steuerreform sowie die Abschaffung der kalten Progression greifen Schritt für Schritt und tragen zur Erhaltung der Kaufkraft der Menschen bei“, so Servus abschließend. Das müsse in den Lohnverhandlungen berücksichtigt werden.
Zusammenfassung der Podiumsdiskussion auf Kurier TV: www.kurier.tv/wirtschaftsbund-insider/wirtschaftsbundinsider-15062023/402488570
Die gesamte Podiumsdiskussion kann unter folgendem Link nachgeschaut werden: www.youtube.com/watch?v=S45CGG_xhGg
Bildtext: v. l. WBNÖ Landesobmann WKNÖ Präsident Wolfgang Ecker, Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler, Obfrau der WKNÖ Fachgruppe Hotellerie Karin Rosenberger und WBNÖ Direktor Harald Servus beim WB Insider Online-Talk in St. Pölten. Fotocredit: WBNÖ/Monihart