Der Wirtschaftsbund Stellenmonitor weist im Oktober für Niederösterreich eine nach wie vor hohe Zahl an offenen Stellen aus. „Trotz der schwächelnden Konjunktur und der Belastung durch hohe Energiekosten und Inflation, kämpfen die Unternehmen weiterhin mit einem Mangel an Arbeitskräften“, sagt WBNÖ Direktor Harald Servus und ergänzt: „Die unbesetzten Stellen verhindern, dass die Betriebe uneingeschränkt arbeiten können. Es braucht daher rasch weitere Maßnahmen, um zusätzliches Potenzial am Arbeitsmarkt zu heben und so weiteren Schaden von den Unternehmen abzuwenden.“
Während dem AMS Niederösterreich aktuell 16.340 freie Arbeitsstellen aufliegen, suchen die Unternehmen laut WB Stellenmonitor in Wirklichkeit 32.867 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Dieser Unterschied ergibt sich daraus, dass nicht alle offenen Stellen beim AMS gemeldet werden, sondern die Unternehmen sich auch selbst auf Mitarbeitersuche machen“, erklärt Servus. Dem gegenüber stünden aktuell 38.183 gemeldete arbeitslose Personen in Niederösterreich, das sind um 2.016 mehr als im Oktober des Vorjahres.
„Es gibt nicht die eine Maßnahme gegen den Arbeitskräftemangel. Es müssen viel mehr alle zur Verfügung stehenden Hebel genutzt werden, um mehr Menschen in Beschäftigung zu bringen“, sagt Servus. Konkret müssten beim Arbeitslosengeld die Zumutbarkeitsregeln gelockert, geringfügige Zuverdienstmöglichkeiten abgeschafft und ein degressives Modell eingeführt werden. Es brauche zudem Anreize, um Teilzeitstunden aufzustocken und pensionierte Menschen weiter in den Arbeitsprozess einzubinden. Erste Schritte in die richtige Richtung sieht der Wirtschaftsbund-Direktor bereits gesetzt: „Mit der Ausweitung der Steuerbefreiung für Überstunden hat die Bundesregierung kürzlich eine unserer Forderungen umgesetzt. Ebenso wichtig war die Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte, denn ohne qualifizierten Zuzug aus Drittstaaten wird es nicht gehen“, so Servus. Die Rot-Weiß-Rot-Karte müsse aber ständig weiterentwickelt und weitere Erleichterungen geschaffen werden. Das Land Niederösterreich leiste zudem mit dem Ausbau der Kinderbetreuung einen wichtigen Beitrag, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erleichtern und damit den Arbeitskräftemangel zu lindern.
Die offenen Stellen in den einzelnen Branchen in Niederösterreich (gereiht):
Handel, Logistik, Verkehr: 7.749
Büro, Marketing, Finanz, Recht, Sicherheit: 4.252
Bau, Baunebengewerbe, Holz, Gebäudetechnik: 4.140
Soziales, Gesundheit, Schönheitspflege: 3.629
Maschinenbau, Kfz, Metall: 2.833
Elektrotechnik, Elektronik, Telekommunikation, IT: 2.623
Tourismus, Gastgewerbe, Freizeit: 2.599
Reinigung, Hausbetreuung, Anlern- und Hilfsberufe: 1.405
Chemie, Biotechnologie, Lebensmittel, Kunststoffe: 621
Landwirtschaft, Gartenbau, Forstwirtschaft, Umwelt: 476
Wissenschaft, Bildung, Forschung und Entwicklung: 205
Medien, Grafik, Design, Druck, Kunst, Kunsthandwerk: 166
Bergbau, Rohstoffe, Glas, Keramik, Stein: 47
Textil, Bekleidung, Mode, Leder: 30
Nicht konkreter zuordenbar: 2092
Zum WB Stellenmonitor
Mit dem Wirtschaftsbund Stellenmonitor erhebt der Wirtschaftsbund Österreich gemeinsam mit einem IT-Partner monatlich alle Online-Stellenausschreibungen in Österreich, in den Bundesländern sowie auf Bezirksebene. Dieser offenbart, dass die beim AMS gemeldeten Stellen den realen Arbeitskräftebedarf in Niederösterreich nicht zur Gänze widerspiegeln. Der Unterschied ergibt sich daraus, dass nicht alle offenen Stellen beim AMS gemeldet werden, sondern die Unternehmen sich auch selbst auf Mitarbeitersuche begeben. Durch die eindeutige Identifizierung der Anzeigen wird bei der Erstellung des Wirtschaftsbund Stellenmonitors eine doppelte Zählung ausgeschlossen.